Bioland und Demeter im LEH, was nun? – es braucht Regionalwert-Impulse!

Die Kooperationsverträge von Bioland und Demeter mit Lidl und Kaufland im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sorgen für große Aufregung in der Bio-Szene. Die ungeliebte konventionelle Konkurrenz, die sich bisher für einen aggressiven Preiskampf um die billigsten Lebensmittel auszeichnete, wird nun offiziell zum größten Handelspartner. Wie wird sich nun der Biomarkt entwickeln?
Wir denken, es muss neue Wege im Massenmarkt geben – aber dringend braucht es neue Impulse für eine ganzheitliche Sicht der Dinge, z.B. durch den Regionalwert-Bericht und die Richtig Rechnen – Bilanzierung!

Die einen feiern diesen Schritt als Erfolg und den notwendigen Schritt zum Wachstum (wenn 96% der Lebensmittel im LEH umgesetzt werden, scheint dieser Weg alternativlos), die anderen sehen die große Gefahr der Preisspirale nach unten, der wachsenden Konkurrenz mit ausländischem Billig-Bio und von zunehmender Ware von Monokultur-Großbetrieben.

In den Wintertagungen der Verbände wurde teilweise heftig gestritten. Denn vor allem der Fachhandel (Bioläden) und Direktvermarkter stehen unter starkem Preisdruck. Haben sie nun 30 Jahre ihren Kunden vermittelt, warum der Preis für Verbandsware viel höher muss, müssen sie nun mit viel günstigerer Verbandsware im LEH konkurrieren. Das wird eine große Herausforderung.

Wir finden es braucht den Weg in den Massenmarkt aber ebenso dringend auch einen neuen Impuls – einen, der die ganzheitliche Sicht wieder in das Bewusstsein bringt, einen Regionalwert-Impuls!

Im „Regionalwert-Bericht“ werden anhand von 80 Kriterien nachhaltige Leistungen der Partnerbetriebe ausgewertet, es geht um das große Ganze. Kriterein wie eine gerechte Bezahlung, Sozialversicherung, Vielfalt in Anbau und Landschaftsstruktur, Maßnahmen für Biologische Vielfalt, samenfestes Saatgut, eigene Futtermittel, Tierwohl, Zweinutzungsrassen, regionale Wertschöpfung, regionale Verarbeitungsstrukturen, Ernährungssouveränität und viele mehr. Der Bericht wird in den jeweiligen Regionalwert AGs für die Partnerbetriebe erstellt und den Aktionären auf der Hauptversammlung vorgetragen.

In „Richtig Rechnen!“ werden diese nachhaltigen Leistungen aus der Buchführung ausgelesen und monetarisiert. Ausbildung, Streuobst- und Heckenschnitt, Saatgutherstellung – all das kostet Zeit und wird beispielsweise oft nebenbei als Hobby gemacht. Durch die Bilanzierung werden die nachhaltigen Leistungen sichtbar und in Wert gesetzt. Die einäugige ökonomische Bilanz wird um soziale, ökologische und regional-ökonomische Werte erweitert. So müssen z.B. Bodenfruchtbarkeit und eigenes Saatgut langfristig als Güter in der Bilanz erscheinen, es muss auf- oder abgewertet werden, je nachdem wie man agiert.