Transformation im Wuppertal Institut: Nachhaltige Ernährung.gestalten!

Der Workshop am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie mit der Regionalwert AG Rheinland kam gut an. Innovative Lösungen, um regionale Biobetriebe gemeinschaftlich zu tragen – das kannten einige Teilnehmer aus dem Windrather Tal eigentlich schon. Den Ansatz dies in einer Aktiengesellschaft entlang der Wertschöpfungskette zu organisieren war aber neu.

Nach der Begrüßung durch Dr. Carolin Baedecker vom Wuppertal Institut und Dorle Gothe von der Regionalwert AG Rheinland stellten Ute Goerke und Imme Zach Ergebnisse ihrer Masterarbeiten „Ökologische und konventionelle Landwirtschaft – Bilanzierungen der Umwelteffekte“ sowie „Die Regionalwert AG Rheinland als ökologisch und regional orientierte Bürgeraktiengesellschaft: Untersuchung aus einer Postwachstums-Perspektive“ vor.

Diskutiert wurden die Fragen: Welche Kriterien werden an die notwendigen neuen Systeme für die Transformation gestellt? Wie können nachhaltige Ansätze für Landwirtschaft, Ernährung und Ökonomie sichtbar werden?

Warum „Ernährung nachhaltig.gestalten“?
In Landwirtschaft und der Ernährung findet seit Jahrzehnten ein enormer Strukturwandel statt, der sich durch globalen Handel und Marktkonzentrationen sowie die steigende Bevölkerungsanzahl weltweit zunehmend verschärft. Der Umgang mit den endlichen Ressourcen Boden, Dünger, Wasser, aber auch der Verlust von Kow-How in Handwerklicher Verarbeitung, Bodenfruchtbarkeit und Genetischer Ressourcen bei Saatgut sowie ethische Fragen bei Landgrabbing, Klimawandel und Massentierhaltung machen ein Umdenken erforderlich. Effekte durch Marktmechanismen und politische Entscheidungen werden nicht ausreichen, um kommende Generationen mit guten Nahrungsmitteln versorgen zu können. Regionale, ökologische Systeme werden von vielen Verbrauchern als nachhaltige Lösung zum Schutz der Ressourcen bereits häufig bevorzugt und durch die Gründung bürgerlicher Initiativen wie z.B. Ernährungsräten, Transition Town Initiativen, Solidarischer Landwirtschaft und Regionalwert AGs gefördert.

Input Ute Goerke: Ökologische und konventionelle Landwirtschaft – Bilanzierungen der Umwelteffekte
Rund ein Fünftel der jährlich in Deutschland entstehenden Treibhausgas-Emissionen werden durch die menschliche Ernährung versursacht. Dazu kommen weitere negative Umweltfolgen wie die Belastungen durch Pestizide und Kunstdünger auf Wasser und Boden. Ist eine regionale und ökologische Ernährung eine Lösung? Die Untersuchung am Beispiel von zwei konstruierten, durchschnittlichen Betrieben nach der Material-Input Pro Serviceeinheit (MIPS Methode) zeigt, wie deutlich sich der Ressourcenverbrauch von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft unterscheiden. So ist Ökomilch ist deutlich ressourcenschonender herzustellen als konventionelle Milch. Das ist ein Ergebnis der Masterarbeit von Ute Goerke, die sie in Kooperation mit der Regionalwert AG Rheinland und dem Wuppertal Institut geschrieben hat. Selbst in der üblichen Betrachtung der produktbezogenen Berechnung liegt der Faktor bei rund 20. In der flächenbezogenen Betrachtung (wie viele Ressourcen sind notwendig, um 1 ha Acker zu bearbeiten?), fällt die Bilanz noch positiver für den Ökolandbau aus. Einbezogen in die Bilanzierungen wurden auch die Rohstoffe für Mineraldünger und Soja-Futtermittel aus Übersee.

Input Imme Zach: Die Regionalwert AG Rheinland als ökologisch und regional orientierte Bürgeraktiengesellschaft: Untersuchung aus einer Postwachstums-Perspektive

Das derzeitige Wirtschaftsmodell beruht auf stetigem Wachstum, doch der daraus entstandene Wohlstand hat zu einem weltweiten sozialen und ökologischen Ungleichgewicht geführt. Das zeigt sich auch im Ernährungssektor. In der Postwachstumstheorie ist man der Meinung, dass globale Krisen, wie z. B. Klimawandel, Ressourcenübernutzung oder soziale Ungleichheit, nur durch einen grundlegenden Wandel unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems überwunden werden können. Es wird für notwendig erachtet, dass der Wachstumszwang der Wirtschaft überwunden wird. Ziele der Postwachstumsbewegung sind der Schutz der Ökosphäre und ein gutes und gerechtes Leben für alle. Einige Strategien die zu einer Überwindung der Wachstumszwänge beitragen können, sind unter anderem eine Regionalisierung der Wirtschaft sowie eine Erfassung der sozialen und ökologischen Komponenten des Wirtschaftens, im Gegensatz zu der bisherigen Beachtung von nur finanziellen Aspekten. Zu einer Umsetzung dieser Strategien kann die Regionalwert AG durch die Förderung des Ausbaus regionaler Wertschöpfungsräume und der Erstellung eines eigenen Sozial-ökologischen Berichts beitragen. In diesem werden neben finanziellen Indikatoren auch soziale, ökologische und regionalwirtschaftliche Indikatoren erfasst. Überschneidungen und die Widersprüche zwischen den Konzepten der Postwachstums-Perspektiven und der Regionalwert AG, wird in der noch laufenden Masterarbeit untersucht.