Wir sind Teil von Haus Bollheim
Seit Oktober dürfen wir ein Teil von Haus Bollheim sein. Wir tragen damit einen kleinen Beitrag zu dem großen Projekt neuer Stall und größerer Käserei bei, wichtig für die regionale Versorgung und handwerkliche Verarbeitung, für Mistwirtschaft, Humusaufbau, fruchtbaren Boden und Tierwohl. Unsere Beteiligung deckt gerade einmal die Kosten für den Bau der vorgeschrieben Mistplatte ab, sichert als Eigenkapital eingebracht aber auch einen Teil der kommenden Investitionen.
„Für mich ist Haus Bollheim ein Leuchtturm für die Transformation in der Ernährungswende (immer wenn ich das sage, winkt Hans v. Hagenow ab. Aber es stimmt und man sieht es nun auch deutlich in der Regionalwert-Leistungsrechnung.)“ sagt Vorstand Dorle Gothe im Vorwort zu ihrem Beitrag im noch kommenden Bollheimbrief.
Zu einem organischen Kreislauf, für fruchtbaren, lebendigen Boden gehört auch Mist und Kompostwirtschaft dazu. Durch Mist und Stroh bekommt das Bodenleben besonders viel Futter, Kuhfladen die auf der Wiese landen, beherbergen hunderte Arten, von denen einige nur existieren, wenn sie genau diese Fladen auf der Weide vorfinden. Auch aus diesem Grund steht Grünland europaweit unter Naturschutz und darf nicht zu Acker umgebrochen werden. Wird Grünland extensiv bewirtschaftet, so wie hier auf Bollheim, ist es besonders humusreich und artenvielfältig.
Wenn wir uns die größten Herausforderungen der Menschheit ansehen, den Treibhauseffekt und den Verlust der Artenvielfalt, ist einer der wichtigsten Hebel die Veränderung der Land- und Forstwirtschaft. Würden wir die Leistungen für den Erhalt von Artenvielfalt, CO2- Bindung und nahhaltigem, regionalem Wirtschaften bezahlen – also „Richtig Rechnen“ (Buchtitel von Christian Hiß, dem Gründer der Regionalwert-Idee und Erfinder der Regionalwert-Berichte) würde sich die Bewirtschaftung sehr schnell positiv verändern, gleiches gilt für regionale Vermarktung, handwerkliche Verarbeitung, Ausbildung und regionale Arbeitsplätze. Doch der Aufwand „lohnt sich in der Regel nicht“ – jedenfalls nicht monetär, man würde mit dem Verkauf von Importware, intensivem Anbau ohne Hecken und Blühstreifen deutlich mehr Geld verdienen können – nur damit leider nicht für das Überleben der Menschheit sorgen – und das mahnt UN Sekretär Guterres auf allen Konferenzen an, leider vergeblich auch auf der COP 26 in Glasgow.
Was uns immer wieder deutlich wird: Transformation braucht Kapital, insbesondere in der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Preise sind so niedrig und die Anforderungen so hoch, dass viele Landwirte und regionale Verarbeiter ihren Betrieb aufgeben. Die Unterstützung von betrieblichen, mutigen Investitionen in die Zukunft werden immer wichtiger, um das zu erhalten, was es noch gibt und es auszubauen. Bei Projekten, die sich nach herkömmlicher Wirtschaftsbetrachtung (ohne externe Kosten einzubeziehen) (noch) nicht rechnen, wird oft unterstellt, „dass muss man sich erstmal leisten können“ und das stimmt auch in gewisser Weise. Doch denken wir langfristig, ergibt sich ein anderes Bild, das was wir gerade tun „muss man sich erstmal leisten können“. Denn wir leisten uns eine Wirtschaftsweise, die nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und langfristig auch nicht ökonomisch tragfähig ist.