Hochkarätiges Podium bei „Richtig Rechnen: Wahre Preise in der Landwirtschaft!“
Für die Podiumsdiskussion „Richtig rechnen: Wahre Preise in der Landwirtschaft“ am 08.06.2017 im Haus der Bildung in Bonn konnten wir hochkarätige Referenten für eine spannende Diskussion gewinnen: Ulrich Kelber, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Prof. Ulrich Köpke, Institut für organischen Landbau der Uni Bonn, Christoph Bals von Germanwatch und Christian Hiß, Gründer der ersten Regionalwert AG in Freiburg. Moderation: Dorle Gothe, Regionalwert AG Rheinland
Hintergrund: Wenn man alle Folgekosten der Erzeugung von Lebensmitteln in den Preis einbeziehen würde, könnten ökologische Betriebe günstiger arbeiten als intensiv arbeitende konventionelle Betriebe. Das belegen Studien wie die Studie von Foodwatch (2003), die FiBL Studie (2013) und die Untersuchungen der True Cost of Food Initiative. Niedrige Lebensmittelpreise wie z.B. 1,99 Euro für ein 600g Nackensteak sind nur möglich, weil externe Kosten wie die Trinkwasserreinigung, Gesundheitskosten für Antibiotikaresistenzen, Schäden durch Transporte und Folgen des Klimawandels durch die Allgemeinheit getragen werden. Dagegen nehmen besonders nachhaltig wirtschaftende Betriebe für soziale und ökologische Leistungen Mehrkosten in Kauf und sind auf dem Markt teurer.
Wie begegnen wir diesem Ungleichgewicht?
Den Einführungsvortrag hielt Christan Hiß. Er plädierte eindringlich dafür, dass die Säulen der Nachhaltigkeit Ökonomie, Soziales und Ökologie nicht getrennt verneinender betrachtet werden können, da soziale und ökologische Kriterien immer auch ökonomische Kriterien sind. Nachhaltige arbeitende Betriebe nehmen Mehrkosten in Kauf, verursachen aber weniger an Folgekosten. Daher fordert er: „Nachhaltige Leistungen müssen in der betriebswirtschaftlichen Bilanz sichtbar gemacht werden, denn sie tragen entscheidend dazu bei, ob wir zukünftig Boden, Wasser und Lust ausreichend zur Verfügung haben. Heute kann Boden ungestraft verbraucht und Wasser verunreinigt werden – das ist nicht nachhaltig.“
Dem stimmte der parlamentarische Staatssekretär im Justizministerium Ulrich Kelber (SPD) zu und ergänzte: „die Landwirtschaft löst Folgekosten für die Umwelt, die Gesellschaft und das Tierwohl aus, die sich in den Lebensmittelpreisen nicht unmittelbar wiederfinden. Ökologische Landwirtschaft schont unsere Umwelt insgesamt stärker als konventionelle. Auch deshalb bin ich dafür, dass die ökologische Landwirtschaft staatlich stärker gefördert wird.“
Christoph Bals von Germanwatch ergänzt um den Aspekt Klimaschutz und gerechte Verteilung: „Die Viehwirtschaft und Futtermittel sind für mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Preise müssen die soziale und ökologische Wahrheit sagen, damit sich dies ändert. Und der Großteil des Geldes muss bei den Bauern landen, die die von den Kunden gewünschte Landwirtschaft betreiben: regional und biologisch.“
Prof. Ulrich Köpke, Direktor des Instituts für organischen Landbau fordert eine Steuer auf mineralischen Stickstoff, denn „er ist zentraler Treiber von Umweltlasten. Länderübergreifende Verteuerung dieses Betriebsmittels wäre vielfältig positiv wirksam. Der Ökologische Landbau muss sich wettbewerblich als multifunktional- und regional-transparent erweisen. Seine diversen Umweltleistungen, die er als weitgehend in sich geschlossener Betriebsorganismus im Gemischtbetrieb mit Wiederkäuern optimiert, müssen höher honoriert und seine Zukunftsfähigkeit mit neuen Konzepten zur Umstellungsförderung und Erhaltung von Betrieben gesichert werden.“
Ein hochkarätiges Podium, ein versiertes Publikum. 60 Teilnehmer kamen in das Haus der Bildung in Bonn, um über wahre Preise in der Landwirtschaft zu diskutieren. Herr Preu von der Volkshochschule Bonn freute sich über das Thema nachhaltige Ernährung in seinem Haus, zu dem schon mehrere Veranstaltungen stattgefunden haben. Dorle Gothe von der Regionalwert AG war angetan von dem hohen Niveau an Informationsaustauch. Es gab auch eine spontane Aktien Zeichnung von Bürgeraktien der Regionalwert AG Rheinland, um eine regionale, ökologische Landwirtschaft im Rheinland zu unterstützen.